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Die KAB St. Anna Nuttlar
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Zur Geschichte der
Katholischen Arbeitnehmer Bewegung
und der KAB St. Anna Nuttlar

„Am 16.11.1950 abends 8.00 Uhr fand im Gasthof Hesse die Gründungsversammlung des Katholischen Männervereins statt. Herr Vikar Fuest eröffnete die Versammlung. Als weitere Redner waren Pater Kessing und Bezirkssekretär Bonefass erschienen. Nachdem diese beiden Redner die Bedeutung des Kath. Männervereins klargelegt hatten, traten an diesem Abend 26 Männer dem neu gegründeten Kath. Männerverein bei. Diese wählten dann den Vorstand bestehend aus: Hauptlehrer Tochtrop (Vorsitzender), Siegfried Hohmann (Kassierer), Willy Braun (Schriftführer)."

So beginnt der Geschäftsbericht vom 16.11.195o bis 19.01.1952, der von Willy Braun verfaßt wurde und zugleich die Gründung des Vereins nachweist. Am 20.01.1952 hatte der Verein 36 Mitglieder. Aus dem Kath. Männerverein wurde später die KAB St. Anna, die dem KAB-Verband Westdeutschland mit Sitz in Köln beitrat. Die KAB St. Anna stellt ein Glied der Kette des KAB-Verbandes Deutschlands dar. Mitglieder sind Frauen und Männer gleichermaßen, die als Arbeiter, Angestellte, Beamte und Selbständige tätig oder versorgungsberechtigt sind. Die KAB versteht sich als ein Teil der Pfarrgemeinde und hat in den vergangenen Jahren unter den Vorsitzenden Theodor Tochtrop (+), Josef Ochsenfeld, Reinhard Körner, Gerhard Rehbronn, Johannes Wiemann, Franz-Josef Wiemer und Elmar Balkenhol versucht, durch allgemeine Bildungsarbeit in Gesprächskreisen, Vorträgen, Schulungsangeboten, aber auch durch Freizeiten in Bildungsund Familienhäusern eine Antwort auf die vielfältigen Fragen unserer Zeit zu finden.

Plattdeutsche Messen, Frühschoppengespräche mit Abgeordneten des Bundes- und Landtages — Ferdi Tillmann, Franz Müntefering und Karl Knipschild —, Vorträge von Amtsrichter Ludwig Schütte, Brilon, Notar Josef Hesse, Polizei- und Finanzbeamten sowie Gemeindedirektor Werner Vorderwülbecke standen auf dem Programm. Unterstützt wurden die Vorstände durch die bereits verstorbenen Präsidies der Pfarrgemeinde Geistlicher Rat Ehren-Dechant Pfr. Engelbert Biggemann, Pfr. Ludwig Eßer, der als Bezirkspräses ein besonders offenes Ohr für die Anliegen der Orts-KAB hatte, sowie Pfr. Wilhelm Krebs, Pfr. August Finke und Ehren-Präses und Ehren-Dechant Geistlicher Rat Pfr. Franz Wiemer, denen allen an dieser Stelle nochmals herzlich für ihre Unterstützung und Hilfen gedankt werden muß. R.i.p. (Ruhe in Frieden.) *)


Hilfe für die Aussätzigen

Zunächst findet seit 1954 eine Flaschensammlung unter der Leitung von Bernhard Becker (Breilsken) statt; ab 1974 wird zunächst einmal, später zweimal Papier und Kleidung durch Josef Ochsenfeld und Helfer gesammelt. Aus dem Verwertungserlös und zusätzlche Spenden konnten dem Aussätzigenwerk Würzburg in all den Jahren rund 100.000 DM) zur Verfügung gestellt 4), den Ärmsten der Armen wirksam geholfen werden. Nuttlars LKW-Besitzern herzlichen Dank, die ihre Fahrzeuge immer wieder kostenlos zur Verfügung stellten und den zahlreichen vor allem jugendlchen Helfern sei ein herzliches „Gott vergelt's" gesagt!

Gründung einer JKAB.
Mit der Weihe eines JKAB-Banners durch Diözesanpräses Msgr. Rudolf Winter wurde die Gründung einer Jung-KAB im Jahr 1978 vollzogen. Die Jugendlichen sollten kreativ auf religiöser, sozialer und kultureller Ebene zur Selbständigkeit in Organisation und Schriftverkehr u.a. durch KAB-Seminare gefördert werden. Ein guter Ansatz bestand auch in der Schaffung eines Jugendraums im Pfarrheim durch Mitglieder und Freunde der JKAB. Eine Aktion, die nach einer Starthilfe der KAB positiv durch den Präses, Pf r. August Finke (t), Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat aufgenommen und gefördert wurde. Äußere Umstände sowie berufliche Ausbildung der Jugendlichen behin­derten ab August 1988 die Fortführung des Versuches. Die Mitglieder sind ab 1991 in die KAB integriert worden.

Hilfe zur Selbsthilfe.
Bereits 1988 konnte aus diesen Aktionen eine Priesterpatenschaft auf der Huysburg, b. Magdeburg, übernommen werden.
Ein Betrag von DM 2.200 wurde nach Indien zur Priesterhilfe überwiesen.
Das KAB-Weltnotwerk wurde durch den Verkauf von farbenprächtigen Weihnachts- und Motivkarten unterstützt .

Unser Fanfarenzug erhielt zum 15jährigen Bestehen eine neue Uniform geschenkt.

Wappen-Broschüre
Ca. 1.800 Schüler und Lehrkräfte der Bestwiger Schulen erhielten die von der KAB St. Anna herausgegebene Broschüre mit den aktuellen und ehemaligen Ortswappen der Gemeinde Bestwig und ihrer Entstehung und Deutung. Diese Aktion wurde von der Gemeinde und Sparkasse Bestwig unterstützt.

 

Mitglieder der KAB und JKAB helfen ei der Aktion "Saubere Landschaft"

 

 

 

 

 

 

 

Begeistert im Einsatz: zahlreiche jugendliche Helfer sind 2 x jährlich bei der „Rumpel­kammeraktion" dabei. Mitglieder der ,JKAB und KAB helfen bei der jährlichen „Aktion saubere Landschaft".

Dorf-Dokumentation
Hauptarbeitsschwerpunkt der letzten Jahre war die Sichtung, Sicherung und Dokumentation von Zeugnissen der Nuttlarer Heimat- und Kulturgeschichte und die Herausgabe der Ortszeitschrift„WIR NUTTLARER”, die viele Dokumente und zahlreiche historisch wertvolle Fotografien erstmals veröffentlichte. Grafiken und Zeichnungen aus der Heimat haben Eingang in eine Grafiksammelmappe gefunden, und viele Nuttlarer verwenden die Heimatmotive als Gruß- und Kondolenzkarten.


Grafiksammelmappe WIR NUTTLARER

 

 

 

 

 

 

 

 

Viele Hände waren nötig, um die Zeitungsausgaben und die Grafikmappe, Kondolenz- und Weihnachtskarten zusammen zu legen, zu verpacken und zu versenden.

Allgemeine Anerkenntnis: Die Herausgabe der Publikationen fand ein großes Echo. Das Erscheinen der Grafikmappe wurde vom Präses Pfr. August Finke (f 1989) „als einmalig und beispielhaft weit und breit" bezeichnet. Lobende Berichte fanden diese Aktionen auch innerhalb der regionalen und überregionalen Verbandspresse. Zahlreiche Spenden der Nuttlarer für Vereinsaufgaben, Priesterausbildung und Muttergottesbildstock dokumenterten dese Verbundenheit. So stieg die Mitgliederzahl sprunghaft an. Besonders hervorzuheben sind die vielen auswärtigen Nuttlarer, die sich mit besonderem Interesse auf „ihre Heimatzeitung" freuten und die Herausgabe mit Spenden unterstützten und es der KAB ermöglichten, eine Dorfzeitschrift zu machen, die auch weit über den Nuttlarer Kirchturm hinaus schaute.
Auch die Buchautoren von „NUTTLAR - gestern und heute", Band I und II, Siegfried Hohmann und Karl-Heinz Martini, bei ihren Recherchen gern auf unser Archiv zurückgriffen.


Errichtung eines Muttergottesbildstockes „Königin des Friedens"

Ein auf der Generalversammlung 1987 gestecktes langjähriges Ziel war die Errichtung eines Glaubenszeichens der Gegenwart in Form unserer Nuttlarer Schutzmantelmadonna „Königin des Friedens" im Bereich des Neubaugebietes „Am Sengenberg".
Hierfür wurde 1987 ein finanzieller Grundstock von DM 8.000 gelegt, der beim Bonifatiuswerk Paderborn gewinnbringend verwaltet wurde. 10 Jahre nach dem Entscheid der Generalversammlung 1987 konnte das Denkmal am 27. Juli 1997 in einem Festakt durch unseren Präses der KAB St. Anna, Pastor Ryszard Krolikowski, eingeweiht werden. Zahlreiche Nuttlarer und Gäste nahmen an der Einweihungsfeier im Rahmen des Dorfjubiläums „925 Jahre Nuttlar" teil.

 

Der Bildhauer Jürgen Subert mit dem Entwurf der Madonna

Die vom Künstler Jürgen Suberg, Olsberg­Elleringhausen, geschaffene Madonna und der Denkmalstein sind sowohl in den Medien als auch in der Bevölkerung auf breite Zustimmung gestoßen;
hier: Jürgen Suberg am Modell



Aufstellung des Monolithen für die Madonna

Steine fallen nicht vom Himmel, schon gar nicht ein 11,2 t schwerer Diabasmonolith. Etwa 1.200 km Suche in zahlreichen Steinbrüchen der näheren und weiteren Umgebung sowie zahlreiche Fotos waren notwendig, um letztlich entscheiden zu können. Den Fund des heutigen Steines ver­danken wir Reinhold Liese aus Ostwig. Mit einem Autokran wurde der Steinkoloß aufgestellt.

In der näheren Zukunft werden wir uns wieder verstärkt Bildungsveranstaltungen zuwenden. Zu den Tagen des Austausches und der Besinnung in Wochen- und Wochenendkursen in verbandseigenen KAB-Häusern sind uns alle Nuttlarer - auch Nichtmitglieder der KAB - jederzeit herzlich willkommen.Anmeldungen nehmen Paul Kramer (1. Vorsitzender) und seine Frau Anni entgegen. Beide haben sich seit Jahren um die Koordination der Kursangebote verdient gemacht und geben gern weitere Informationen. Erste Informationen über die Arbeitsschwerpunkte der KAB finden Sie auch auf der Website des KAB-Bundesverbandes

11 Nuttlarer im Joseph-Joos-Haus Körbecke

11 Nuttlarer Zusammen mit einer Teilnehmergruppe während eines Wochenendseminars im Joseph-Joos-Haus,
Körbecke/Möhnesee, Juni 1990

Vorsitzende der KAB

1. Vorsitzende:

Ehrenvorsitzende:

1950: Theodor Tochtrop (* 1901 t 1981);

1965 - 1981: Theodor Tochtrop

1965: Josef Ochsenfeld

seit 1991: Franz-Josef Wiemer

1971: Reinhard Körner

 

1974: Gerhard Rehbronn

 

1984: Johannes Wiemann

 

1986: Franz-Josef Wiemer

 

1991: Elmar Balkenhof

 

1994: Johannes Wiemann

 

1996: Paul Kramer

 

Präsidies:
Präsidies und Vorsitzende von 1929 bis 1950 sind nicht bekannt.
Seit 1950 sind benannt:

1950-1952:

Engelbert Biggemann Pfarrer,
Geistlicher Rat, Dechant,

*1869 + 1952)

1953-1968:

Ludwig Eßer, Pfarrer

*1910 + 1991)

1968-1977:

Wilhelm Krebs, Pfarrer

*1915 + 1977)

1977-1988:

August Finke, Pfarrer

*1921 + 1989)

1988-1996:

Wilfried Löhken, Pastor

*1940

seit 1996:

Ryszard Krolikowski, Pastor

*1957

Ehrenpräses:
1987-1990: Franz Wiemer, Pfarrer, Geistlicher Rat, Ehrendechant        (* 1894 + 1990)

KAB Fahnenwimpel zum 40 jährgen Bestehen 1990

An das (vermeintlich) 4ojährige Bestehen der KAB erinnert der vom Geistlichen Rat und Ehrenpräses der KAB Franz Wiemer (+1990) gestiftete Fahnen-wimpel, der anläßlich der Feierstunde im Joseph-Joos-Haus Körbecke durch Bischof Joszef Szendi (Ungarn) und Diözesanpräses Rudolf Winter geweiht wurde.

Historische Quellen belegen, daß es auch schon vor dem 2. Weltkrieg die KAB in Nuttlar gegeben hat.
Mit der Machtergreifung Hitlers wurden die katholischen Arbeitervereine jedoch unterdrückt verfolgt und aufgelöst.

Als wir im Jahre 1990 mit dem ungarischen Bischof Joszef Szendi, Vesprem, und dem Diözesanpräses Msgr. Rudolf Winter in einem Pontifikalamt im Joseph-Joos-Haus in Körbecke/Möhnesee das 40-jährige Vereinsjubiläum feierten, wußten wir noch nicht, daß die Geschichte unseres Vereins eigentlich noch weiter zurückreicht. Bislang galt es als amtlich, daß der Katholische Männerverein St. Anna Nuttlar, die spätere KAB, am 16. November 1950 unter dem verstorbenen Geistlichen Rat und Dechant Engelbert Biggemann (+ 1952) und unter Leitung von Vikar Franz Fugst (+ 1993 in Warburg-Germete und beerdigt in Rüthen) gegründet wurde.

Im Jahre 1991 stießen wir auf eine Veröffentlichung von Dietmar Wächter (s. Anm. 1) , der nachweist, daß es bereits im Jahre 1929 im Bezirk Brilon 7 Katholische Arbeiter-Vereine mit 548 Mitgliedern gab. Davon waren in Nuttlar 38 eingetragen, in Olsberg 220, in Brilon 82, in Obermarsberg 62, in Meschede 60, in Velmede 50 und in Schmallenberg 36 Mitglieder. Trotz Recherchen konnte kein örtlicher Hinweis über den ehemaligen Katholischen Arbeiterverein Nuttlar gefunden werden. Fest steht, daß ab 1935 durch die Machthaber des Nationalsozialismus eine zunehmende Unterdrückung der katholischen Arbeiter- und Gesellenvereine erfolgte. In einer Anordnung der Preußischen Geheimen Staatspolizei (s. Anm. 2) heißt es:

„Im Einvernehmen mit dem Herrn Reichs- und Preußischen Minister des Inneren ist daher die Auflösung der nicht zur Deutschen Arbeitsfront gehörigen Rechtsberatungsstellen konfessioneller Vereine, insbesondere der katholischen Arbeiter- und Gesellenvereine, gemäß § 14 P.V.G. vom 1. Juni 1931 durchzuführen. Um Erfolgsnachricht wird gesucht. " Gez. Himmler.

Der Kampf gegen die Unterdrückung der Katholischen Arbeitervereine verstärkte sich. Die Durchsetzung der Anordnung Himmlers konnte stellenweise verhindert werden. Männer des kath. Arbeitervereins wie Nikolaus Gross (hingerichtet am 23. Januar 1945) und Bernhard Letterhaus (hingerichtet am 14. November 1945 unter anderen mit seinem Glaubensfreund Ferdinand von Lüninck Ostwig (s. Anm. 3) waren Initiatoren des Widerstandes gegen Hitler vom 20. Juli 1944 und mußten dafür ihr Leben lassen.

Es ist davon auszugehen, daß öffentliche oder schriftliche Äußerungen des katholischen Arbeitervereins Nuttlar ab 1935 unterdrückt wurden, und entsprechende schriftliche Aufzeichnungen konfisziert und vernichtet wurden, was einer stillschweigenden Auflösung gleichkommt. Das könnte ein Grund für das Fehlen jeglicher Quellen sein. Nach dem Krieg, 1950 wurde der Verein offiziell neu gegründet.
Ob diesem Umstand nicht die notwendige Bedeutung beigemessen wurde, ist heute ebenso wie die personelle Identität vor und nach dem 2. Weltkrieg nicht mehr festzustellen.

Die KAB St. Anna Nuttlar war schon immer ein „kleiner", aber zäher Verein. Zwar kletterte die Mitgliederzahl 1959 auf über 70; später gab es jedoch wieder einen Rückgang auf den alten Stand von ca. 40 Mitgliedern. Ein deutlicher Anstieg wurde nochmals ab 1986 verzeichnet, als die KAB nahezu 150 Mitglieder in ihren Reihen zählte.

Eine Chronik der KAB St. Anna seit 1950 befindet sich in unserer Orts- und Heimatzeitschrift „WIR NUTTLARER", 5. Jahrgang, Ausgabe 10/11 1990 vom 31. Dezember 1990, anläßlich des vermeintlichen 40-jährigen Bestehens der KAB.

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Anmerkungen

Der Beitrag wurde entnommen aus dem Buch: "NUTTLAR gestern und heute" Band II, SGV Nuttlar, 1997, Seiten 253 — 256; Hrsg. S. Hohmann, K.-H. Martini sowie aus dem Buch „NUTTLAR gestern und heute" Band I, Hrsg. M. Fischer, M.Gödde, S. Hohmann, K.-H. Martini 1993, Seiten 180 —183)

1 Dietmar Wächter: „Katholische Arbeiterbewegung und Nationalismus im Erzbistum Paderborn"; mit „Paderborner Beiträgen zur Geschichte", herausgegeben vom Verein für Geschichte an der Universität-GH Paderborn, Sekretariat Alte Geschichte, 1989, 148 Seiten

2 ebenda S. 16, Az: Preußische Geheime Staatspolizei; der stellv. Chef und Inspekteur; 11 1 B 1-60334/35, Berlin SW 11, den 25.Januar 1935, Prinz Albrechtstr. 8

3 Büchergilde Gutenberg 1954: „Das Gewissen steht auf', 5.50 u.102